Alzey bleibt auf Zukunftskurs - Großer Andrang beim Jahresempfang 2025
Teaser: Über 350 Gäste feierten auf dem Platz hinter der Stadthalle den Jahresempfang der Stadt. Bürgermeister Steffen Jung blickte auf Entwicklungen und Herausforderungen in Alzey – von Großprojekten wie der IG-Ost-Erweiterung bis zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in der Innenstadt. Geehrt wurden zudem viele Menschen, die Alzey mit ihrem Engagement prägen.
Über 350 Alzeyerinnen und Alzeyer – darunter viele Neubürgerinnen und Neubürger – folgten am Vorabend der Scheu time der Einladung von Bürgermeister Steffen Jung zum Jahresempfang der Stadt. Auf dem Platz hinter der Stadthalle erlebten sie einen Abend, der nicht nur einen Rückblick, sondern vor allem einen Ausblick bot. Das Ambiente lud dazu ein, zusammenzukommen, sich zu informieren, das Ehrenamt zu feiern und sich auszutauschen. Für einen schwungvollen musikalischen Auftakt und Festivalstimmung mitten im Herzen der Stadt sorgte die Alzeyer Band Pineapple Jukebox.
Viele gute Ideen – entscheidend ist die Umsetzung
In seiner Rede schlug Bürgermeister Steffen Jung den Bogen von den großen Projekten, die derzeit das Stadtbild und den Alltag vieler Mitbürgerinnen und Mitbürger prägen, bis hin zum alltäglichen Miteinander. Dabei hob er zunächst die Rolle der Verwaltung hervor: „Ideen, wie unsere Stadt noch besser und attraktiver werden kann, gibt es viele – aber sie werden erst dann wirksam, wenn Menschen sie umsetzen. Zielorientiert, praxisnah und nachhaltig. Ich danke deshalb unserem Team in der Stadtverwaltung für die engagierte Arbeit.“
Mit einem klaren Blick auf das Stadtgeschehen stellte Jung dar, was Alzey aktuell bewegt – und was die Stadt antreibt.
Industriegebiet wächst – und mit ihm Alzey
Der Weg, den die Stadt in Richtung Zukunft einschlägt, wird besonders im Osten der Stadt deutlich. Mit der IG-Ost-Erweiterung entsteht auf rund 78 Hektar ein neuer Wirtschaftsraum, der Alzey und die Region nachhaltig prägen wird. Hier ergeben sich echte Entwicklungschancen für die gesamte Stadt. Neben bereits ansässigen Alzeyer Unternehmen wie dem Importhaus Wilms, Thimm Verpackungen und Lufthansa Technik AERO Alzey investiert mit Lilly Deutschland nun auch ein globaler Pharmakonzern in die Stadt und die Region.
„Was hier entsteht, ist mehr als nur ein Standort – es ist ein Signal für die Zukunftsfähigkeit unserer Stadt“, sagt Jung. In den Bau fließen über 2,3 Milliarden Euro, an dem zahlreiche Firmen aus der Region mitwirken. Erste Gebäudeteile des Werks sind bereits sichtbar und neue Straßenabschnitte wurden erschlossen. Mit der Fertigstellung der neuen Selzbrücke im Herbst steht der nächste große Meilenstein schon kurz bevor.
Mit einem Augenzwinkern und begleitet von Lachern des Publikums zeigte der Bürgermeister ein Bild des inzwischen durch mehrere kuriose Unfälle bekannt gewordenen neuen Kreisels bei Schafhausen, inklusive eines kurzen Drohnenflugs über das gesamte Erweiterungsgelände.
Baumaßnahmen dieser Größenordnung gehen natürlich nicht ohne Einschränkungen vonstatten. Aus diesem Grund dankt der Stadtchef allen Bewohnerinnen und Bewohnern der umliegenden Gemeinden für ihr Verständnis angesichts von Baustellenlärm und Verkehrseinschränkungen. „Was hier entsteht und geleistet wird, ist nicht selbstverständlich. Und das trifft auch auf die Akzeptanz aus der Bevölkerung zu. Beides verdient absoluten Respekt“, so Jung.
Wirtschaft, Wohnen, Innenstadt – Alzey im Wandel
Doch auch abseits des Industriegebiets tut sich einiges. So soll die Alte Feuerwache zu einem Supermarkt umgebaut werden, die Volksbank Alzey-Worms erweitert und es wird in Lagerhallen und neue Wohnflächen investiert. Viele aktuelle Projekte zeigen, dass Alzey in Bewegung ist.
„Das sind alles Bausteine für einen lebendigen Standort, der weiter wachsen will“, so Jung. Doch Wachstum bringt auch Verantwortung mit sich. So wird in den kommenden Jahren unter anderem auch neuer Wohnraum benötigt. Mit dem politischen Beschluss zum Neubaugebiet „Am Steinmannsrech“ wurde die Grundlage für die Wohnraumentwicklung der nächsten Jahre bereits geschaffen. Neben dem klassischen Neubaugebiet mit Einfamilien- und Reihenhäusern braucht es jedoch auch sozialverträgliche Mietwohnungen, die die Bedürfnisse aller decken. Die Alzeyer Baugesellschaft, eine 100-prozentige Tochter der Stadt, macht sich ebenfalls auf den Weg, das Angebot an Wohnungen mit sozialverträglichen Mieten auszuweiten. Zeitnah beginnen die Arbeiten an zwei Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 28 Wohneinheiten auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei. In Kooperation mit dem Medi MVZ entsteht zudem ein beispielhaftes Bauprojekt, das 18 seniorengerechte Wohnungen und neue, moderne Praxisräume zur medizinischen Versorgungssicherheit in der Stadt vereint.
Auch die Innenstadt steht weiterhin im Fokus: Mithilfe von Bundes- und Landesmitteln sollen die Aufenthaltsqualität und die Belebung weiter gefördert werden. „Wir wollen eine Innenstadt, in der man sich gerne aufhält – nicht nur zum Shoppen, sondern auch zum Leben und Begegnen.“
Krankenhaus: „Es geht um Verantwortung – und um Leben“
Ein Thema, das derzeit viele bewegt, sprach Jung deutlich an: die angespannte Lage rund um die Zukunft des DRK-Krankenhauses. „Für mich ist klar: Eine Kreisstadt ohne Krankenhaus ist nicht vorstellbar“, stellte der Bürgermeister klar. Das vergangene Jahr mit dem Insolvenzverfahren sei für die Klinik und das Personal ein absoluter Kraftakt gewesen, geprägt von Ungewissheit, Druck und vielen offenen Fragen.
Dennoch bleibt er zuversichtlich: „Ich habe Vertrauen, dass wir im Schulterschluss mit dem Kreis, der Klinikleitung und dem Betriebsrat eine tragfähige Lösung für die Zukunft finden werden. Und diese ist unerlässlich. Denn hier geht es nicht nur um Arbeitsplätze, sondern um die Schicksale von Personal und Patienten sowie um die medizinische Versorgung unserer Stadt generell.“
Zusammenhalt im Alltag – Vielfalt braucht Regeln
Auch soziale Themen blieben in der Jahresansprache des Stadtchefs nicht außen vor. Er sprach offen über Rückmeldungen zum Sicherheitsempfinden in der Innenstadt, insbesondere am Kronenplatz. Bei aller berechtigter Kritik am Verhalten einiger Mitbürger stellte er klar: Pauschalurteile bringen niemanden weiter.
„Ja, es gibt Konflikte. Aber wir begegnen ihnen mit Präsenz, mit aufsuchender Sozialarbeit und mit Dialog.“ Der neu gegründete Beirat für die Belange von Menschen mit Migrationshintergrund unter dem Vorsitz von Kemal Gülcehre sei dabei ein wichtiger Partner. „Unsere Stadt lebt von Vielfalt – aber auch vom Respekt füreinander und Regeln müssen eingehalten werden“, so Jung.
Blick nach vorn: Bildung, Bau, Beteiligung
Nicht nur im IG Ost, sondern auch im restlichen Stadtgebiet wird fleißig gebaut, erneuert und geplant, um die Stadt für die kommenden Jahre optimal aufzustellen. Zu den aktuellen großen Bauprojekten zählen unter anderem der Neubau des Bauhofs, die Erweiterung der Nibelungenschule und der Bau einer neuen Schwimmhalle. Für die Schwimmhalle konnte die Stadt über 3 Millionen Euro Bundesförderung einwerben – ein echter Erfolg. Mit der Sanierung des Stadtweinguts und der Stadthalle laufen zudem zwei weitere wichtige Projekte. Mit den neuen Schulpavillons bei der ASS konnte die angespannte Raumsituation für die nächsten Jahre deutlich entzerrt werden. Derzeit wird auf dem Schulgelände die alte Schwimmhalle zurückgebaut. Auch die Sanierung der Sporthalle befindet sich bereits in der Vorbereitung.
Auch digital tut sich was: Die Alzey-App feiert diesen Monat ihren ersten Geburtstag und wurde im ersten Jahr über 136.000 Mal aufgerufen. Die Anwendung, vollgepackt mit aktuellen Stadt-Infos und Services, stößt auf riesigen Zuspruch. „Das ist echte Bürgerbeteiligung – in der Hosentasche“, so Jung. Und auch hier wird bereits an neuen Anwendungen und Angeboten gearbeitet, um die App noch besser zu machen.
„Unsere Stadt ist nicht perfekt – aber sie ist lebenswert“
Zum Abschluss richtete der Bürgermeister einen Appell an alle Alzeyerinnen und Alzeyer: „Unsere Stadt ist nicht perfekt. Aber sie ist lebenswert – weil wir sie gemeinsam gestalten. Ganz sicher ist sie auch nicht so schlecht wie sie gerade in Facebook manchmal gemacht wird.“
Mit Blick auf rund 20.300 Einwohnerinnen und Einwohner – Tendenz steigend – werde die Verantwortung größer. „Aber mit ihr wachsen auch die Chancen. Und ich bin sicher: Wir in Alzey sind bereit, sie zu nutzen.“
Engagement, das trägt – Ehrenamt, Vereine und Herzblut
Eine weitere tragende Säule der Gesellschaft ist das Ehrenamt. Ob Fastnacht, Weinfeste oder Katastrophenschutz: Alzey würde nicht so funktionieren, wie wir es kennen, ohne das Ehrenamt. Beim Jahresempfang wurde dies deutlich – und entsprechend gewürdigt.
„Unsere Vereine, Hilfsorganisationen und Initiativen sind das Rückgrat unserer Stadtgesellschaft“, sagte Jung – und erntete anhaltenden Applaus. Auch das Marktfrühstück, das 2024 ein richtiger Publikumsmagnet war und sich wachsenden Zuspruchs erfeut, wurde als Symbol für das lebendige Stadtleben genannt.
Die Geehrten im Überblick
In diesem Jahr wurde die Rathausmedaille gleich zweimal an verdiente Bürger verliehen. Mit der Ahmadiyya-Gemeinde wurde eine Gruppe geehrt, die sich durch ihr Engagement bei zahlreichen Aktionen auszeichnet. So räumen junge Mitglieder unter der Leitung von Ahmed Sadaqat beispielsweise immer am Morgen des 1. Januar die Spuren der Silvesternacht in der Innenstadt weg. Mit Greifzangen und Müllsäcken machen sie Alzey sauber – und das mit Haltung: „Liebe für alle, Hass für keinen” ist ihr Motto. Die Aktion stärkt das Miteinander, baut Vorurteile ab und ist längst eine feste Größe im städtischen Kalender.
Seit über 50 Jahren prägt Klaus-Günther „Lusi“ Ehrenhard-Dickescheid den Hockeysport beim TV Alzey. In seiner Funktion als Jugendwart kümmert er sich um mehr als 100 Kinder, organisiert Turniere, begleitet FSJler und motiviert unermüdlich. Auch online – wie während der Corona-Pandemie – blieb er mit den Jugendlichen in Kontakt. Durch seine offene Art, seinen Einsatz auf und neben dem Platz sowie sein echtes Interesse an den Menschen ist er ein echtes Vorbild im Verein.
Für ihr langjähriges Engagement im Dienste der Allgemeinheit wurden drei verdiente Alzeyerinnen und Alzeyer mit der silbernen Ehrennadel ausgezeichnet.
Ouassila Boujardine, gebürtige Tunesierin und seit Ende der 80er-Jahre in Alzey wohnhaft, engagiert sich seit Jahrzehnten für Integration und Miteinander in Alzey. Ob als Patin für Geflüchtete, als Übersetzerin oder als Organisatorin von Frauenfrühstücken – sie ist eine unermüdliche Brückenbauerin zwischen Kulturen. Ihr Einsatz im Frauenzentrum, im Mehrgenerationenhaus und bei Veranstaltungen für Frauen macht sie zu einer echten Stütze der Stadtgesellschaft.
Ein echter Allrounder in Sachen Ehrenamt ist Friedrich Martin Heck. Über Jahrzehnte wirkte er im kirchlichen Bereich, etwa im Kirchenmusikverein und im Diözesanverband, ebenso wie im Landesverband der Diabetiker. Dort übernahm er zahlreiche Funktionen und brachte seine Erfahrung auf vielen Ebenen ein. Sein Engagement für Musik, Kirche und Gesundheit zeugt von beeindruckender Kontinuität und Verantwortungsbewusstsein.
Ebenfalls alles andere als ein Unbekannter im Stadtbild ist Jürgen Wagner. Seit fast 40 Jahren prägt er den Weltladen mit – als langjähriger Schatzmeister, Vorstandsmitglied und organisatorische Stütze. Buchführung, Steuerfragen, Jahresabschlüsse: Auf ihn war immer Verlass. Seine ruhige, verlässliche Art machte ihn zur „grauen Eminenz“ des Ladens. Seit 2022 bringt er sich zudem als Pressesprecher beim ADFC Alzey ein. Er ist ein echter Macher mit Herz fürs Ehrenamt.
Für ihre langjährige Arbeit in den Räten und Ausschüssen der Stadt sowie in den Ortsbeiräten mit der silbernen Ehrennadel für 10 Jahre Mitarbeit in den Gremien ausgezeichnet, wurden Kemal Gülcehre, Tobias Markert, Elke Sipp-Hammer, Marika Fetsch, Susanne Zwiener, Annemarie Adam, Heinfred Weber, Petra Sieker, Simone Stier, Norman Kramm, Stefanie Raspé-Appelmann, Uwe Baldauf und Stefan Curschmann.
Für ihre 20-jährige Zugehörigkeit zu Stadt- oder Ortsgemeinderäten wurden Maximilian Hobohm, Karl-Heinrich Merz, Dirk Regner und Werner Ringeisen mit der Goldenen Ehrennadel und Ehrenurkunde des Gemeinde- und Städtbundes ausgezeichnet.
Für zehn Jahre aktive Mitgliedschaft beim THW-Ortsverband wurden Dario Breisch, Lukas Graß und Kristian Schemm mit einer Dankurkunde geehrt. Vom DRK-Ortsverein Alzey wurden Marius Jung für zehn Jahre sowie Alexander Mann für 30 Jahre aktive Mitgliedschaft geehrt. Letzterer erhielt die goldene Ehrennadel.
Fotos: Stadtverwaltung Alzey