Große Feste feiert man ebenso wie große Erfolge. Und runde Geburtstage erst recht. Bei der Wirtschaftsförderungs-GmbH für den Landkreis Alzey-Worms kam nun all das zusammen. 160 Gäste und Wegbegleiter:innen aus Wirtschaft, Politik und Partnerinstitutionen feierten in der Mensa der Gymnasien in Alzey 50 Jahre Wirtschaftsförderung. Es war ein Abend des Rückblicks, des Austauschs und des Ausblicks. Musikalisch begleitet durch das Blasorchester "Harmonic Winds" der Kreismusikschule Alzey-Worms. Gleichermaßen unterhaltend wie inspirierend. Ein Fazit des Abends war, dass die Region sich in den letzten fünf Jahrzehnten so gut aufgestellt hat, dass die Rahmenbedingungen für eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung gegeben sind.
50 Jahre Wirtschaftsförderung: Anfänge und Meilensteine
Schon in den Grußworten von Landrat Heiko Sippel und der rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt wurde deutlich, warum sich die 50-jährige Geschichte der Wirtschaftsförderungs-GmbH zu Recht als "Erfolgsstory" bezeichnen lässt. 1975 war die wirtschaftliche Lage in der Region Rheinhessen schwierig. Krisen und Wandel trafen die damals noch stark landwirtschaftlich geprägte Gegend hart. "Wir hatten generell eine hohe Arbeitslosenquote in Deutschland, hier im Kreis sogar zweistellig", erinnerte Sippel. Die Ansiedlung von Industrie sei lokal noch kein großes Thema gewesen. Die Gründer der GmbH ergriffen 1975 die Initiative und bündelten Partner, um die Wirtschaftskraft und die Wirtschaftsstruktur zu verbessern.
Über fünf Jahrzehnte seien viele Meilensteine erreicht worden und Netzwerke aufgebaut worden, die Rheinhessens wirtschaftlichen Erfolg mit prägten, erklärte Sippel, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der Wirtschaftsförderungs-GmbH Alzey-Worms ist. Ein Bestandteil dessen sei auch der Tourismus. "Vor 50 Jahren war dies kein besonderes Thema, nun hatten wir zuletzt 150.000 Übernachtungen im Landkreis", sagte Sippel. Mit der Auszeichnung als "Great Wine Capital" hätte Rheinhessen unterstrichen, welche Bedeutung die Region in Sachen Weinbau hat. "Wir sind der Landkreis mit der größten Rebfläche", sagte er nicht ohne Stolz. Auch das sei ein Bestandteil des Aufschwungs, der nun schon fünf Jahrzehnte andauere. Ein Teil der Erfolgsgeschichte sei ebenso die BerufsinfoMesse Alzey, die die Wirtschaftsförderungs-GmbH einst aus der Taufe hob. Im kommenden Jahr steht bereits die 30. Ausgabe an.
Erfolge feiern – Zukunft gestalten
Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt bezeichnete die Gründung der Wirtschaftsförderungs-GmbH im Jahr 1975 als den "Grundstein" für den wirtschaftlichen Erfolg, der dann folgen sollte. Durch die Wirtschaftsförderung sei viel bewegt worden. Neues habe sich angesiedelt, während der Bestand gefördert und Arbeitsplätze gesichert wurden. Was die Zukunft angeht, sieht Schmitt große Aufgaben auf Deutschland, aber auch auf die Region Rheinhessen zukommen. In einer globalisierten Welt mit komplexen Märkten und Lieferketten gelte es, sich zu behaupten und Lösungen zu finden.
"Die Hausaufgabe wird es sein, international wettbewerbsfähig zu bleiben", betonte Schmitt. Einen großen Schritt dahin habe man bereits mit der Ansiedlung des US-Pharmaunternehmens "Lilly" geschafft. "Das ist ein großartiger Erfolg für Rheinland-Pfalz, für den Landkreis Alzey-Worms und generell für die Region", so Schmitt und ergänzte mit Blick auf die Wirtschaftsförderungs-GmbH: "Diese Erfolgsgeschichte war auch deshalb möglich, weil alle an einem Strang gezogen haben." Das müsse der Maßstab für zukünftige Projekte und Ideen sein. Mit Blick auf die gesamtdeutsche Entwicklung hofft Daniela Schmitt darauf, dass an den richtigen Stellschrauben gedreht wird, um eine Trendwende in der Wirtschaftsentwicklung zu bewirken. Schmitt wünscht sich einen Abbau der Bürokratie und Mut zu innovativen Ideen.
Herausforderungen der deutschen Wirtschaft
"Essig statt Wein", versprach dann Prof. Dr. Michael Grömling, Leiter des Kooperationsclusters Makroökonomie & Konjunktur am Institut der deutschen Wirtschaft, der in seiner Keynote "Perspektiven der deutschen Wirtschaft" entsprechend ernstere und wieder optimistische Töne anschlug. Grömling befasste sich mit den globalen Krisen und Veränderungen der vergangenen Jahre und deren mitunter gravierenden Auswirkungen auf die Wirtschaft, das Bruttoinlandsprodukt und die daraus resultierende Stagnation der Wirtschaft. "Wir müssen uns alle der Realität stellen", forderte Grömling mit Blick auf die Entwicklung der deutschen Wirtschaft in den vergangenen fünf Jahren.
Nach dem Konjunkturrückgang durch die Corona-Pandemie habe man nie wieder das eigentliche Niveau und die vorherige Entwicklungskurve erreichen können. "Wir müssen uns in Berlin, in den Landeshauptstädten und auch in den Kommunen bemühen, die besten Rahmenbedingungen zu schaffen, um hier wieder eine Verbesserung zu erreichen", mahnte Grömling. Man müsse auch dringend wieder dahinkommen, dass die Unternehmen wieder Investitionen tätigen. Auch da seien die Zahlen gravierend zurückgegangen. Grömling wollte aber keineswegs die feierliche Stimmung trüben und kam letztlich auch nicht umhin, die Region Rheinhessen für ihre Erfolgsgeschichte und die hier geschaffenen, positiven Rahmenbedingungen zu loben.
Erfolgsgeschichten aus 50 Jahren Wirtschaftsentwicklung
Teil dieser Erfolgsgeschichte sind auch all die Unternehmen, die es bereits 1975 im Landkreis gab. Von zwölf dieser Betriebe sah man in einer "virtuellen Zeitreise" jeweils Bilder von vor 50 Jahren neben aktuellen Impressionen. Eine Vorher-Nachher-Collage erfolgreicher Wirtschaftsentwicklung. "Exemplarisch für viele Betriebe in der Region", wie betont wurde, erfuhren die Gäste Wissenswertes über die Geschichte von SELIT Dämmtechnik (Erbes-Büdesheim), Richard Wagner (Alzey), Eiffage Infra-Südwest (Alzey), JUWÖ Poroton-Werke (Wöllstein), Auto Greiss (Dittelsheim-Heßloch), Palatia Malz (Wallertheim), Hans Josef Schmitt Heizung-Sanitär-Fachgroßhandel (Hohen-Sülzen), Textilpflege Lehleiter (Wendelsheim), WÖBAU (Wörrstadt), Rupp Landhandel (Framersheim), BÜTTEL (Gimbsheim) und Weingut Thörle (Saulheim).
Alle haben sich in den 50 Jahren parallel zur Wirtschaftsregion entwickelt, haben expandiert, investiert und ihre ganz eigenen Erfolgsgeschichten geschrieben. Entsprechend war der Festakt auch der Abend der "standorttreuen, kleineren oder größeren Betriebe", wie es Landrat Heiko Sippel eingangs formulierte. Viel gesprochen wurde naturgemäß aber auch über den aktuellsten Erfolg des Wirtschaftsstandortes: die Ansiedlung des US-Pharmaunternehmens Lilly im Industriegebiet in Alzey mit 1000 neuen Arbeitsplätzen. Ein Projekt mit Signalwirkung für die gesamte Region.
Unternehmen im Dialog: Impulse für die Zukunft
Ein Blick in die Zukunft war dann auch die abschließende Gesprächsrunde "Wirtschaft im Gespräch: Vier Unternehmen - Vier Entwicklungen. Ein dynamischer Standort". Auf der Bühne unterhielt sich Moderator Holger Wienpahl mit Judith Arfsten (Werkleiterin von Nestlé Health Science in Osthofen), Dr. Anja Reinhardt (Mitglied der Geschäftsführung von HDP in Alzey), Mario Straatmann (Kaufmännischer Leiter Alzey bei Lilly Deutschland), Petra Lange-Groß (Geschäftsführerin der GEG Gebäudedienste GmbH aus Lonsheim) und Kerstin Bauer (Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungs-GmbH). Straatmann lobte die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderungs-GmbH im Rahmen der Runden Tische und den offenen, zielorientierten Grundton der Gespräche mit allen Beteiligten, die geführt wurden. Das sei ein wichtiger Faktor für die Ansiedlungsentscheidung gewesen. Alle hätten an einem Strang gezogen und so seien bürokratische Hürden schnell aus dem Weg geräumt worden. "Und Zeit ist im unternehmerischen Sinne eben das Wichtigste", so Straatmann.
Auch die anderen Gesprächsteilnehmer blickten positiv auf die Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderungs-GmbH zurück. Dr. Anja Reinhardt lobte den "regen Austausch und das ständige Netzwerken", welche sich bereits wiederholt als hilfreich und sinnvoll erwiesen hätten. "Die Wirtschaftsförderungs-GmbH bringt schnell alle an einen Tisch, was bei Vorhaben und Investitionen sehr hilfreich ist, um Prozesse zu beschleunigen", ergänzte Judith Arfsten. Thema der Gesprächsrunde waren aber auch die Wünsche für die Zukunft, allen voran das Thema Fachkräfte. "Der Fokus muss darauf liegen, die Region noch weiter bekannt zu machen und so noch mehr Leute anzulocken", sagte Judith Arfsten. Dr. Anja Reinhardt wünscht sich, dass die "Städtekultur mit dem Industriewachstum verbunden" werde. Unter anderem könnte sich das darin zeigen, dass Industriegebiet auch optisch aufzuwerten. Petra-Lange Groß sprach den Abbau der Bürokratie an. Vor allen dahingehend, die Hürden für Arbeitserlaubnisse abzubauen. "Wir müssen denen, die bei uns arbeiten wollen, auch das Arbeiten ermöglichen", betonte sie. Mario Straatmann blickte auf die "Kaufkraft", die mit Lilly nach Alzey komme. Auch daraus lasse sich wiederum etwas entwickeln.
Im Anschluss an die Gesprächsrunde stand dann die Feier und der Austausch bei einem guten Glas Wein und leckerem Essen im Mittelpunkt. Ganz im Sinne der Idee der Wirtschaftsförderungs-GmbH: austauschen, vernetzen und die Region voranbringen. Man war sich einig: "Auf die nächsten 50 Jahre!"
Zur Wirtschaftsförderungs-GmbH:
Die Wirtschaftsförderung-GmbH für den Landkreis Alzey-Worms (WfG Alzey-Worms) ist die zentrale Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Landkreis Alzey-Worms in Rheinland-Pfalz mit Sitz in Alzey. Sie wurde 1975 mit folgenden Kernziel gegründet: Es sollte eine Verbesserung der Wirtschaftskraft und der Wirtschaftsstruktur des Landkreises erreicht werden und eine klare Strategie für Wirtschaft und Tourismus entwickelt werden. Heute versteht sich die Wirtschaftsförderung als Partner der Unternehmen – mit Formaten und Initiativen, die sie unterstützen wettbewerbsfähig zu bleiben und sich am Standort weiterzuentwickeln. Neben den Angeboten begleitet sie sowohl ansässige Unternehmen als auch Ansiedlungsinteressenten ganz individuell – als Lotse und Koordinator. Die WfG widmet sich auch der Förderung des Tourismus im Landkreis. Ihre Gesellschafter sind der Landkreis, die Verbandsgemeinden und die Stadt Alzey sowie die Rheinhessen Sparkasse und die Volksbank Alzey-Worms eG.

