Zum letzten Mal ertönt die Pfeife von Schwimmmeister Willibald „Willi“ Ehret über die Becken des Wartbergbads. Und wie in den fast vier Jahrzehnten zuvor: Ruhe. Alle Blicke richten sich auf den langjährigen Leiter des Bads. „Das war's. Der letzte offizielle Pfiff – und die nagel ich heute noch an die Wand“, sagt er und streckt die Pfeife in die Luft. Für ihn ist sie mehr als nur irgendein Stück Plastik. Für den angehenden Rentner ist sie ein treues Arbeitsgerät, das nun seinen Dienst getan hat. Die dritte Pfeife in 38 Jahren. Und seine letzte.
Begonnen hat die gemeinsame Geschichte von Ehret und dem Wartbergbad im März 1987 – damals noch als Aushilfsschwimmmeister-Gehilfe. Es folgten die Festanstellung und nach dem Weggang seines Vorgängers die Leitung des Bads.
Ehret erinnert sich gut an seine Anfangszeit in Alzey: Nicht von hier, kein „Alser“ – aber sofort herzlich aufgenommen. Von Kolleginnen und Kollegen, von alten Wegbegleitern, die ihn, wie er sagt, direkt in die Alzeyer „High Society“ eingeführt haben.
Willi war mehr als ein Bademeister. Mit den Jahren wurde er zur Institution im Wartbergbad. Der ruhende Pol im Trubel des Sommers, der Mann mit dem Überblick, der Anpacker, wenn’s klemmt – und der Kümmerer hinter den Kulissen. Gemeinsam mit seinem Team.
Der Schwimmbadfamilie – und so manchem externen Retter: Mit der Zeit entstand ein starkes Netzwerk aus Alzeyer Firmen, die zur Stelle waren, wenn’s irgendwo hakte. So konnte so manche kurzfristige Schließung verhindert werden. „Dafür einfach nur ein großes Dankeschön“, sagt Ehret.
Vier Bürgermeister, drei Amtsleiter, drei Fachbereichsleiter – Willi hat sie alle überlebt. Und heute übergibt er „sein“ Schwimmbad an die neue Truppe um Nachfolger Ingo Boos. „Euer Schwimmbad. Macht was draus“, sagt er zum Abschied. Und dann: „Ich habe fertig.“
Auch viele ehemalige Kolleginnen und Kollegen sind gekommen, um Tschüss zu sagen. Einer davon: Falk Schuler, Geschäftsführer des Bäderbetriebs. „Willi, du hast hier über viele Jahre die Geschicke im Wartbergbad gelenkt. Mit dir geht nicht nur ein Bademeister, sondern auch ein Freund und geschätzter Mensch. Mach’s gut, mein Lieber.“
Nach 38 Jahren sagt Alzey: Danke, Willi.
Für heiße Sommer, klare Ansagen, kühle Sprüche – und ein offenes Ohr.