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Luise Rinsers Werk ist umfangreich und umfasst Romane, Erzählungen, Essays. Tagebücher, Reiseberichte und ihre zweibändige Autobiographie. Sie zählt zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren des zwanzigsten Jahrhunderts.
Immer wieder erregte sie Aufsehen durch ihr politisches Engagement als Christin und Sozialistin. Sie mischte sich aktiv in die politische und gesellschaftliche Diskussion in Deutschland ein, unterstützte Willy Brandt 1968 auf seinen Wahlkampfreisen, demonstrierte mit dem Schriftsteller Heinrich Böll gegen die Aufrüstung der Bundesrepublik Deutschland und wurde zu einer scharfen Kritikerin der katholischen Kirche, die sie jedoch nicht verließ. Sie war eine führende Stimme des so genannten Linkskatholizismus in der Bundesrepublik Deutschland. 1984 wurde sie für die Grünen als Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen, unterlag aber Richard von Weizsäcker klar.
Luise Rinser (*30.04.1911 in Pitzling, Oberbayern) verstarb am 17.03.2002 in Unterhaching.
Mit der Preisverleihung soll Rolf Hochhuths literarisches Gesamtwerk und sein unerschrockenes Eintreten für wahre Menschlichkeit gewürdigt werden.
Seit 1963 als freier Autor tätig, gilt Hochhuth als Hauptvertreter des politisch motivierten so genannten Dokumentartheaters der 60er Jahre. Neben der Vernichtung der Juden, die Hochhuth in seinem ersten Drama "Der Stellvertreter" (1963) thematisierte, war die Spaltung Deutschlands für ihn das größte Verbrechen Hitlers. Dies wurde zu einem Antrieb des leidenschaftlichen, engagierten Schreibens von Rolf Hochhuth, sowie sein Streben nach sozialer und politischer Gerechtigkeit, was in seinen Schriften und Stücken deutlich wird.
Immer wieder befasste er sich mit kontrovers diskutierten gesellschaftspolitischen Themen wie fragwürdigen Praktiken der Pharmaindustrie ("Ärztinnen", 1980), Leihmutterschaft ("Unbefleckte Empfängnis", 1989) oder Wunden der Wiedervereinigung ("Wessis in Weimar", 1993). Sein jüngstes Stück "McKinsey kommt!" (2003) untersuchte den Zusammenhang von Strategien moderner Unternehmensberater und Arbeitslosigkeit im Zeitalter wirtschaftlicher Globalisierung.
Hochhuth, der leidenschaftlich-provokative Dramatiker, hat auch Romane, Erzählungen und Gedichte veröffentlicht. Er lebt heute in Basel.
Rolf Hochhuth (* 01.04.1931 in Eschwege) verstarb am 13.05.2020 in Berlin.
Der Dichter Wulf Kirsten schreibt eine an Landschaft gebundene Naturlyrik. Seine Dichtung ist rau, ausdrucksstark und lebendig, sie verknüpft Heimatverbundenheit mit Sozialkritik, setzt Biographisches mit geschichtlichen und ökologischen Elementen in Beziehung. Kirsten ist kein einfacher Autor, er verlangt Lesern und Hörern einiges ab, gibt dabei aber Freiräume zur Interpretation, Lesemitarbeit ist gefragt. Oft sind die Grenzen zwischen Lyrik und Prosa fließend.
Nach Kirstens eigenen Aussagen gehört die von W. Weyrauch herausgegebene Anthologie „Die Pflugscharen“, und hier insbesondere die in ihr enthaltenen Langgässer-Gedichte, zu seinen „Erweckungsbücherns“.
Wulf Kirsten (*21.06.1934 in Klipphausen bei Meißen) lebte als freier Schriftsteller in Weimar und verstarb im Alter von 88 Jahren am 14.12.2022.
Die Lyrik, anfangs noch von Frauenbewegung und neuer Subjektivität, später dann häufiger vom Surrealismus beeinflusst, bildet den Schwerpunkt in Ursula Krechels Werk; daneben hat sie Prosa, Theaterstücke und Hörspiele veröffentlicht.
Ursula Krechel hat sich um die Erinnerung an Elisabeth Langgässer verdient gemacht. Sie hat 1979 eine Neuauflage des Langgässer-Romans „Das unauslöschliche Siegel“ herausgegeben. In Ihrem Essay „Ein Kosmos, durch die Gartenpforte zu betreten“ hat sie ausführlich mit der Schriftstellerin und der während der Herrschaft der Nationalsozialisten entstandenen Literatur der „inneren Emigration“ auseinandergesetzt. 2012 erhielt sie für ihren Roman "Landgericht“ den Deutschen Buchpreis.
Ursula Krechel (*04. Dezember 1947 in Trier) lebt in Berlin.
Christa Wolf (*18. März 1929 in Landsberg an der Warthe/Neumark im heutigen Polen) verstarb am 01.12.2011 in Berlin.
In Bischweiler im Niederelsass 1921 geboren, hat Claude Vigée als einer der bedeutendsten französischen Dichter gerade auch in seiner Muttersprache, dem Elsässischen, Meisterwerke der Dichtung verfasst.
Trotz Flucht und Exil, trotz vieler Jahre in Amerika und Israel hat er sich als einer der wenigen Überlebenden einer jüdischen Familie, wie er sagt, vor allem in der Sprache der Eltern selbst erfahren. Als Dichter will er daher in den lebenden Sprachen einer zerrissenen Kindheit das menschliche Wort als solches retten in seinem Reichtum und seiner Dichte. Wenn er wenige Jahre nach Auschwitz in hochdeutschen Versen die „Schneewelt der Kindheit“ heraufbeschwört, so sieht er selbst die erste Pflicht eines jüdischen Dichters darin, „sich der ganzen Welt zu öffnen, die tödlichen Grenzen zu überwinden, die überall das Antlitz der Menschen verunstalten und Verstümmeln“.
Das dichterische Wort ist für ihn ebenso wie für Elisabeth Langgässer ein Wort des Lebens. Dieses „Wort des Lebens“ manifestiert sich in einem großen literarischen Lebenswerk, das in die Zukunft weist.
Claude Vigée (*03.01.1921 in Bischweiler, Elsass) verstarb am 02.10.2020 in Paris.
Schon früh hat die promovierte Literaturwissenschaftlerin der Alltagslyrik und den rein politischen Versen einen Gedichttyp entgegengesetzt, der die harmonische und geschlossene Form rehabilitiert und das lyrische Urthema der Liebe wieder in den Mittelpunkt rückt. Mit dem programmatischen Bekenntnis zur Emotionalität und der formalen Perfektion ihrer lyrischen Texte hat sie der Poesie eine neue Öffentlichkeit erschlossen.
Die überwältigende Macht der Liebe und die leidenschaftliche Gewalt des Begehrens bleiben auch das Thema ihrer Prosa, selbst dort, wo ein monumentales Familienepos über eine Kindheit in den frühen Jahren der Bundesrepublik („Das verborgene Wort“, 2001) die schwierige literarische Emanzipation aus einem zutiefst geistfeindlichen Milieu zum Inhalt hat oder es sich, wie in einem weiteren Roman, um die Notwendigkeit des Erinnern handelt (Unscharfe Bilder, 2003).
„Mit Schreiben und Lesen fängt das Leben an“, sagte Ulla Hahn einmal, und so verbindet sie vieles mit der Dichterin Elisabeth Langgässer, die einst schrieb, es triebe sie „mit ungeheurer Vehemenz auf dem Meer reiner Worte“.
Ulla Hahn (*30. April 1946 in Brachthausen, Sauerland) lebt in Hamburg und ist mit Klaus von Dohnanyi verheiratet.
Hanns-Josef Ortheil gehört zu den bedeutendsten deutschen Autoren der Gegenwart. Er wurde mit mit vielen Preisen ausgezeichnet, u. A. dem „Brandenburger Literaturpreis“, dem „Thomas-Mann-Preis“ der Hansestadt Lübeck, dem „Georg-K.-Glaser-Preis“ des SWR und des Landes Rheinland-Pfalz und dem „Nicolas-Born-Preis“ des Landes Niedersachsen.
Nach dem Abitur studierte Hanns–Josef Ortheil Musikwissenschaften, Germanistik, Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in Mainz, mit Studienaufenthalten in Rom und Paris. Er promovierte 1976 an der Universität Mainz zum Dr. phil. mit einer Arbeit zum Roman im 17. und 18. Jahrhundert („Der poetische Widerstand im Roman“). Von 1976 bis 1988 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut der Universität Mainz. Seit 1988 ist er freier Schriftsteller. Als Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus lehrt er an der Universität Hildesheim. Sein Werk erscheint im Luchterhand Verlag.
Hanns-Josef Ortheil (*05.11.1951 in Köln) lebt heute in Stuttgart.
Barbara Honigmann ist Tochter deutsch-jüdische Emigranten, die das Dritte Reich im englischen Exil überlebten und 1947 nach Ost-Berlin zurückkamen, um beim Aufbau eines neuen Deutschland mitzuhelfen. Nach ihrem Abitur studierte sie an der Humboldt-Universität Theaterwissenschaft. In den folgenden Jahren arbeitete sie als Dramaturgin und Regisseurin in Brandenburg und an der Volksbühne sowie am Deutschen Theater in Ost-Berlin.
Seit 1975 ist sie freie Schriftstellerin. Mit dem «Roman von einem Kinde» (1986) hatte sie großen Erfolg, es folgten „Eine Liebe aus nichts“ (1991), „Soharas Reise“ (1996), „Am Sonntag spielt der Rabbi Fussball“ (1998), „Damals, dann und danach“ (1999), „Ein Kapitel aus meinem Leben“ (2004), „Das überirdische Licht - Rückkehr nach New York“ (2008) , das Hörspiel „In Memory of Mutti“ (2009) und „Bilder von A. Hanser“ (2011).
Barbara Honigmann (*12.02.1949 in Berlin) lebt heute mit ihrem Mann in Straßburg.
Ein Alleinstellungmerkmal schuf sich Peter Härtling mit seinen
einfühlsamen Künstlerbiografien, u. a. zu Dichtern wie Lenau, Hölderlin,
Mörike und Waiblinger, sowie zu Musikerinnen wie Fanny
Hensel-Mendelssohn.
Sein Roman über Franz Schubert brachte es zum
Bestseller. Auch mit seinen zahlreichen Erzählungen für Kinder fand
Härtling große Beachtung. Sogar Schulen sind mittlerweile nach
ihm benannt. Untrennbar von Härtlings literarischem Schaffen ist sein
politisches Engagement, unter anderem in der Öko- und Friedensbewegung.
Mit dem Werk Elisabeth Langgässers ist Peter Härtling seit Jahrzehnten
vertraut und verbunden. Er ist unter anderem Mitglied der
Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur und der Deutschen
Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt.
Peter Härtling (*13.11.1933 in Chemnitz) verstarb am 10.07.2017 in Rüsselsheim.
Am 24. Februar 2018 wurde der Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis zum
11. Mal verliehen. Preisträger war Rafik Schami.
Der Vorsitzende des Beirats, Thomas F. Koch, zur Auswahl des Preisträgers: „Mit Rafik Schami möchte die Jury einen der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart ehren. Schami hat die Literatur um eine große Zahl von ungewöhnlichen Geschichten und Figuren bereichert. Seine Themen sind das Leben der Migranten in Deutschland, der arabische Kulturkreis und das Erzählen selbst. Kritiker betonen, dass der Autor orientalische Fabulierkunst mit Humanismus und aktuellen politischen Ereignissen zu verbinden wisse."
Mit
"Die dunkle Seite der Liebe" etwa feierte er 2004 seinen bis dahin
größten Erfolg. Auf 900 Seiten schilderte Schami darin eine arabische Variante
von Romeo und Julia und entwarf darüber hinaus ein umfassendes Panorama der
Geschichte Syriens.
2015 machte er mit "Sophia oder Der Anfang
aller Geschichten" auf sich aufmerksam. Abgesehen von seinem umfangreichen
Werk als Schriftsteller gilt der Autor als fesselnder Erzähler. Dies schlägt
sich auch in seinen Auflagenzahlen nieder. Der Verlag dtv meldete bereits im Jahr
2005 den Verkauf des einmillionsten Taschenbuchs aus der Feder Schamis.
„Mit seiner Literatur, seiner Biografie und seiner politischen Haltung ist Rafik Schami eine singuläre Erscheinung im deutschen Literaturbetrieb“, so der Literarische Beirat zur Vergabe des Preises.
Er wurde mit
zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Kunstpreis Rheinland-Pfalz und
dem Großen Preis der Akademie für Kinder- und Jugendliteratur.
Rafik Schami wurde 1946 in Damaskus geboren. In den 1970er Jahren floh er nach Deutschland, zunächst, um
dem Militärdienst zu entgehen. Schami ist deutscher
Staatsbürger und lebt in der Nähe von Kirchheimbolanden in der Pfalz. Seit
einiger Zeit ist er ein gefragter Interviewpartner im Zuge der Aufstände in der
arabischen Welt. Mit seinen "10 Ratschlägen für
Geflüchtete" reagierte er auf die Flüchtlingswelle der 2010er Jahre. Darin formuliert Schami seine
Erwartungen an Flüchtlinge. Im Vordergrund stehen Dankbarkeit, Achtung und
Respekt vor dem sog. "Christlichen Abendland" und dessen Freiheiten
und Werten.
Am 26. Februar 2022 wurde der Elisabeth-Langgässer-Literaturpreis zum 12. Mal verliehen. Dieses Mal – Corona bedingt –
im kleinen Rahmen. Preisträger war Daniel Kehlmann. Der deutsch-österreichische
Schriftsteller erhielt die Auszeichnung für sein Gesamtwerk.
Begründung der Jury:
„Ähnlich wie die späteren Nobelpreisträger
Thomas Mann und Günter Grass gelang Daniel Kehlmann bereits in relativ
jungen Jahren der internationale Durchbruch. 2005, da war Kehlmann 30
Jahre alt, erschien sein Roman, „Die Vermessung der Welt“, eine fiktive
Doppelbiografie des Mathematikers Carl Friedrich Gauß und des
Naturforschers Alexander von Humboldt. „Die Vermessung der Welt“ wurde
ein ebenso überraschender wie überragender internationaler Bestseller,
in mehr als 40 Sprachen übersetzt, unter anderem als Hörspiel bearbeitet
und erfolgreich verfilmt. Damit gelang Kehlmann einer der größten
Erfolge der deutschen Nachkriegsliteratur. In der Folgezeit
veröffentlichte Kehlmann unter anderem die vielbeachtete
Geschichtensammlung „Ruhm“ und den Roman „F“. Beide erreichten Platz 1
der Spiegel – Bestsellerliste, konnten aber noch nicht aus dem Schatten
der „Vermessung der Welt“ treten.
2017 dann erschien „Tyll“, die fiktive
Lebensgeschichte Till Eulenspiegels – Kehlmanns siebter und für
verschiedene Kritiker*innen bester Roman. Wie „Die Vermessung der Welt“
ist „Tyll“ ein vordergründig historischer Stoff. Kehlmann jedoch
verfremdet bewusst das historische Material und zerstört jegliche
Erwartungshaltung der Leser*innen auf eine zuverlässige Erzählung von
Vergangenem. In „Tyll“ wird eine mythische Gestalt (Till Eulenspiegel)
aus der Zeit des 30jährigen Krieges lediglich zum Leben erweckt, um die
Traumatisierung der Menschen durch Kriegserfahrung und eine aus den
Fugen geratene Welt für uns neu zu durchleben. Es entstand damit ein
virtuoses Spiel mit Wirklichkeit und Fiktion, das gerade vor dem
Hintergrund der derzeitigen Coronakrise zeitlos und visionär erscheint.
So wirkte es fast wenig überraschend, dass „Tyll“ ausgerechnet im Jahr
2020, drei Jahre nach seiner Erstveröffentlichung in Deutschland, die
Shortlist des britischen „International Booker Prize“ für den besten
fremdsprachigen Roman erreichte.
Neben seiner Tätigkeit als Romanautor
veröffentlichte Kehlmann verschiedene Bühnenstücke, wirkte als
Übersetzer und setzte sich mehrfach als Kritiker und Essayist mit Ausmaß
und Auswirkungen von Neuen Medien und dem Internet auseinander.
Kehlmanns Werke gelten schon heute als überzeugende Beispiele moderner
Literatur. Dadurch haben sie bereits bei Schulbuchverlagen Eingang in
den Kanon empfehlenswerter Lektüre für den Deutschunterricht der
Oberstufe gefunden.
Kehlmann ist vielfach ausgezeichnet und wirkte unter anderem als Gastdozent für Poetik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie als Poetikdozent der Universitäten Göttingen, Tübingen und Frankfurt. Er ist Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und Literatur, der Freien Akademie der Künste in Hamburg und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Aktuell hält er Vorlesungen als Gastprofessor am German Department der New York University."